Mein Kind wird online anonym gemobbt. Was soll ich tun?

Was ist anonymes Cybermobbing?

Das Wachstum der sozialen Netzwerke in den vergangenen zehn Jahren bieten Menschen in der ganzen Welt die Möglichkeit, sich miteinander zu verbinden. Dies bringt jedoch auch Probleme mit sich und viele der sozialen Probleme, denen wir offline begegnen, finden sich nun auch online wieder. Ein solches Online-Problem ist Cybermobbing.

Wir sprechen von anonymem Cybermobbing, wenn der Verfasser beleidigender Bemerkungen unbekannt bleibt, sich hinter Fake-Profilen, Pseudonymen oder anderen Anonymisierungsfunktionen versteckt, die von Anbietern sozialer Netzwerke angeboten werden.

Anonyme Online-Kommunikation

Anonyme Online-Kommunikation bietet tatsächlich nicht zu unterschätzende Vorteile. Ein solcher Vorteil ist es, dass man seinen digitalen Fußabdruck besser im Griff hat. Dies bedeutet, dass Teenager sich äußern können, ohne sich darüber Gedanken machen z müssen, dass dies Einfluss auf ihre Zukunft hat, wenn sie sich beispielsweise für eine Universität oder einen Job bewerben.

Die durch anonyme Online-Kommunikation gebotene Privatsphäre hilft jungen Menschen auch dabei, ihre Identität zu schützen, wenn sie Hilfe benötigen. Egal, ob sie anonyme Fragen in sozialen Netzwerken wie ASKfm stellen oder sich von verschiedenen Hilfegruppen wie dem Diana Award beraten lassen, Teens müssen sich nicht schämen, wenn sie Fragen stellen.[1]

Die Anonymisierungsfunktion kann jedoch auch missbräuchlich genutzt werden. Sie ermöglicht es Menschen, die Verbindung zwischen ihrem Handeln und den Konsequenzen zu kappen. Daher nutzen manche Menschen diese Anonymität, um verletzend und gemein zu sein, beleidigende Bilder zu posten, Fake-Profile zu erstellen und andere zu bedrohen oder zu erpressen. All dies kann negative Auswirkungen auf die Entwicklung der jungen Menschen haben, denen diese widerfährt, insbesondere dann, wenn diese bereits verletzlich oder weniger belastbar sind als andere und Probleme im Leben haben.

Das schnelle Wachstum der Nutzung sozialer Netzwerke und mobiler Anwendungen kann Eltern das Gefühl vermitteln, sich verloren zu fühlen und nicht zu wissen, was zu tun ist. Dieses Informationsblatt bietet mehr Hintergrundinformationen zu Online-Verhalten und Anonymität und schlägt Maßnahmen vor, die den Unterschied ausmachen können, wenn Ihr Kind derzeit Opfer von anonymem Cybermobbing ist und hilft Ihnen dabei, dies in der Zukunft zu verhindern.

Was soll ich tun, wenn mein Kind Opfer von anonymem Cybermobbing ist

  1. Beruhigen Sie Ihr Kind

Wenn Ihr Kind Ihnen mitteilt, dass es gemobbt wird, sagen Sie ihm/ihr, dass es richtig war, mit Ihnen darüber zu sprechen. Es verlangt einem Kind viel Mut ab, jemandem mitzuteilen, dass er/sie gemobbt wird, dies ist jedoch der erste Schritt zur Lösung des Problems. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und vermitteln Sie Ihrem Kind, dass Sie ihm/ihr dabei helfen, diese Angelegenheit zu regeln. Hören Sie zu und nehmen Sie die Sorgen ernst.

Junge Menschen, die gemobbt wurden, sagen, dass ihnen die Menschen am meisten geholfen haben, die ihnen zugehört haben, ohne sie zu verurteilen. Es ist wichtig, dass Sie sich alles anhören, was Ihr Kind Ihnen erzählt, bevor Sie etwas unternehmen, und dass Ihr Kind sich wohlfühlt, wenn Sie ihm/ihr helfen.

  1. Übernehmen Sie nicht die Kontrolle

Wenn ein junger Mensch von jemand unbekanntem gemobbt wurde, ist es sehr wahrscheinlich, dass sein/ihr Selbstvertrauen darunter gelitten hat. Sie können gleich damit beginnen, dies wiederaufzubauen, indem Sie Ihr Kind Fragen, was er/sie denkt, was nun passieren soll. Wenn Sie Ihrem Kind die Kontrolle zurückgeben, kann dies dabei nützlich sein, seine/ihre Widerstandsfähigkeit aufzubauen und eine negative Situation in etwas Positives zu verwandeln. Beginnen Sie mit „Dann lass uns mal gemeinsam überlegen, was wir unternehmen können“.

  1. Vermeiden Sie ein Nutzungsverbot

Junge Menschen nutzen heutzutage fast ausschließlich Technologie und soziale Netzwerke, um miteinander in Verbindung zu bleiben und mit ihren Freunden zu kommunizieren, es ist also keine Lösung, ihnen einfach zu sagen, dass sie das Telefon ausschalten sollen. Aktuelle Studien zeigen, dass vier von fünf jungen Menschen glaube, die digitale Technologie spiele eine positive Rolle in ihren Beziehungen [2]. Die Angst, diese Möglichkeiten einzubüßen, kann verhindern, dass junge Menschen sich öffnen.

  1. Ermutigen Sie Ihr Kind dazu, nicht hastig zu reagieren, oder sich zu rächen

Ihr Kind sollte nicht sofort antworten, wenn er/sie online verletzende Nachrichten empfängt. Oftmals sucht der Täter geradezu eine Reaktion seiner Opfer, eine solche Reaktion kann also einen negativen Kreislauf in Gang setzen. Ihr Kind sollte lieber jemandem, dem er/sie vertraut, erzählen, was passiert ist. Ermutigen Sie ihn/sie also dazu, Ihnen sofort zu erzählen, wenn er/sie gemobbt wird.

  1. Sichern Sie Beweise

Dies ist wichtig, wenn das Mobbing weiter eskaliert. Dies geht ganz einfach, indem Sie einen Screenshot der entsprechenden Kommunikation machen. Wenn Sie nicht wissen, wie dies funktioniert, ist das eine gute Möglichkeit, das Selbstvertrauen Ihres Kindes zu stärken, indem Sie sich zeigen lassen, wie dies funktioniert. Wenn Ihr Kind es Ihnen erklärt, vergessen Sie nicht, ihn/sie dafür ausdrücklich zu loben.

  1. Blockieren

Es gibt immer Wege, wie Ihr Kind verhindern kann, dass der Täter ihn/sie kontaktiert. Suchen Sie im sozialen Netzwerk, oder auf der Seite, die Ihr Kind nutzt, nach dem „Blockieren“-Button oder Fragen Sie den Anbieter der Seite um Hilfe.

Alle sozialen Netzwerke sollten eine Funktion bieten, um Missbrauch zu melden. Während der Täter Ihnen gegenüber anonym bleiben kann, können die sozialen Netzwerke Ihre Nutzer über die IP-Adresse und mit anderen Werkzeugen zurückverfolgen. Die Accounts können gegebenenfalls gesperrt und deaktiviert werden. Versuchen Sie, Ihr Kind davon zu überzeugen, dies zu tun, damit es versteht, welche Maßnahmen er/sie ergreifen muss, wenn er/sie in der Zukunft erneut gemobbt wird.

  1. Deaktivieren Sie Anonymitätsfunktionen

Manche sozialen Netzwerke, wie beispielsweise ASKfm, verfügen über eine Funktion, um anonyme Kontaktaufnahmen zu verhindern. Dies ist ein guter Weg, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass Ihr Kind mit negativen Inhalten konfrontiert wird, ohne die Kommunikation mit seinen/ihren Freunden einzuschränken. Informationen dazu, wie dies funktioniert, finden Sie in der Regel im Abschnitt „Vielgestellte Fragen (FAQ)“ auf der Plattform des Anbieters. Auf ASKfm finden Sie diese Einstellungen im Einstellungsmenü der Profilseite des Nutzers.

  1. Kontaktieren Sie die Schule

Wenn Sie glauben, dass Ihr Kind von Mitschülern gemobbt wird, kontaktieren Sie die zuständige Schulverwaltung. Schulen sind gesetzlich zum Handeln verpflichtet, auch wenn das Mobbing online stattfindet und sie können Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Falls das Mobbing anonym ist, kann die Schule Ihnen zwar eventuell nicht dabei helfen, die Täter zu identifizieren aber sie kann Ihr Kind während des Schultages unterstützen und sicherstellen, dass er/sie sich sicher fühlt.

  1. Polizei

Wenn Sie glauben, dass die Schule nicht in der Lage ist, Maßnahmen in Ihrem Sinne zu ergreifen und wenn alle anderen Mittel erschöpft sind, können Sie darüber nachdenken, die Polizei zu kontaktieren. Die Polizeibehörden sind sich des Problems mehr und mehr bewusst und ergreifen effektive Maßnahmen. Wenn Sie sich also sicher sind, dass Ihr Kind Opfer von besonders schlimmen Mobbing ist, sollten Sie nicht zögern, die Polizei zu kontaktieren

Drei Schritte für die Zukunft

Es gibt mehrere Wege, um das Cybermobbing-Risiko zu verringern, bevor es überhaupt auftritt.

  1. Ermutigen Sie Ihr Kind, zu Ihnen zu kommen und mit Ihnen zu sprechen, wenn es Probleme hat.

Das Internet verändert sich stetig und es entstehen andauernd neue soziale Netzwerke. Es erscheint einfach, Ihr Kind in Ruhe zu lassen und vorzugeben, nicht zu ihm/ihr durchzudringen, es ist jedoch äußerst wichtig, dass Sie sich mit Ihrem Kind während seiner/ihrer Jugend über soziale Netzwerke austauschen.

  1. Stellen Sie sicher, dass Sie wissen, welche sozialen Netzwerke Ihr Kind nutzt

Wenn Sie sich mit Ihrem Kind über die sozialen Netzwerke unterhalten, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass er/sie offen mit Ihnen umgeht, seine/ihre Erfahrungen teilt und Ihnen erlaubt, ihm/ihr die nötige Unterstützung zukommen zu lassen. Dies bedeutet auch, dass Sie sich mit den Sicherheitsfunktionen der einzelnen Netzwerke vertraut machen, um Ihrem Kind dort Hilfe zu bieten, wo er/sie diese benötigt.

  1. Helfen Sie Ihrem Kind, sein/ihr Profil so einzurichten, dass es ihn/sie schützt

Gehen Sie gemeinsam durch die Privatsphäreeinstellungen und ermutigen Sie ihn/sie die Sicherheit und Privatsphäre zu maximieren. Soziale Netzwerke lassen sich in der Regel so einstellen, dass nur Nachrichten von Freunden akzeptiert werden.

Mehr Informationen

Auf den unten genannten Webseiten finden Sie mehr Informationen dazu, wie Sie junge Menschen bei diesen Problemen am besten unterstützen.

Elternberatung

Cybermobbing

  1. ATTRACTION TO COMPUTER-MEDIATED SOCIAL SUPPORT. https://www.msu.edu/~jwalther/docs/support.html
  2. Resilience for the Digital World. http://www.youngminds.org.uk/assets/0002/6859/Resilience_for_the_Digital_World_YM_Positioning.pdf